Dezember 2022
Beginn neuer Beratungen um den weiteren Umgang mit der Schmähplastik. Unter Hinzuziehung relevanter lokaler und überregionaler Akteure soll in den nächsten Monaten eine tragfähige Perspektive erarbeitet werden. Dabei gilt es zum einen damit umzugehen, dass die Bildwerke noch heute beleidigenden Charakter besitzen, zum anderen aber auch vor Ort die Verantwortung wahrzunehmen, anhand der Schmähplastik die Geschichte christlicher Judenfeindschaft zu thematisieren und zu vermitteln.
August – Dezember 2022
Die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt und der Gemeindekirchenrat in Calbe initiieren ein Projekt zur Kontextualisierung der judenfeindlichen Schmähplastik und des Figurenkranzes. Auf einer interaktiven Webseite sollen in Zukunft wichtige Informationen zu den Figuren gesammelt werden. Ziel ist es, einen multimedialen Lernort zu gestalten und die Geschichte der steinernen Figuren und der antijüdischen Schmähplastik angemessen zu vermitteln und zu adressieren. Gefördert werden diese Maßnahmen vom Soforthilfeprogramm „Kirchturmdenken“ und dem Kirchenkreis Egeln.
Juni – November 2022
In Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Sachsen-Anhalt richten die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt und der Gemeindekirchenrat in Calbe eine vierteilige Veranstaltungsreihe zur Geschichte judenfeindlicher Bilder und Erzählungen aus. Neben einer historischen Auseinandersetzung mit Antijudaismus und Antisemitismus steht auch der christlich-jüdische Dialog im Fokus der Reihe.
Mai 2022
An der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt startet das Projekt „sus et iudaei – Schmähplastiken in Sachsen-Anhalt“. Das Projekt wird gefördert vom Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. In Calbe möchte es u.a. dazu beitragen, die Auseinandersetzung mit historischem Antijudaismus und zeitgenössischem Antisemitismus zu befördern und den Gemeindekirchenrat bei weiteren Kontextualisierungsmaßnahmen zu unterstützen.
Februar 2021
Die temporäre Verhüllung wird nun auch behördlich genehmigt mit einer Befristung bis Februar 2024. Nach Ablauf der Frist muss die Verhüllung restlos entfernt werden. Versuche der Verkürzung dieser Frist konnten auf dem Rechtsweg abgewehrt werden. Es wird weiter um eine dauerhafte Lösung für den angemessenen Umgang mit der Schmähplastik gerungen.
Januar 2021
Die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt und der Gemeindekirchenrat in Calbe richten eine öffentliche Informations- und Diskussionsveranstaltung zum weiteren Umgang mit der Schmähplastik aus. Zu Gast sind u.a. die Antisemitismusbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Evangelischen Kirche Deutschland. Viele Calbenserinnen und Calbenser beteiligen sich an diesem Abend an der kontroversen Debatte.
September bis Dezember 2020
Das Bündnis „Hand in Hand für Demokratie“ in Calbe, Barby, Bördeland initiiert das Projekt „Vom Schandmal zum Denkmal – eine Region beschäftigt sich mit Antisemitismus und Antijudaismus“ das von der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt durchgeführt wird. Zu dem moderierten Prozess der Bürgerbeteiligung gehören auch öffentliche Veranstaltungen und Diskussionsrunden.
Am 29. September 2022 diskutieren in der St. Stephani Kirche der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, Frau Dr. Ulrike Wendland (Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz), Probst Christoph Hackbeil (Regionalbischof) und Dr. Wolfgang Schneiß (Antisemitismusbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt) über den Umgang mit der Figur.
Es entstehen Schulprojekte in Kooperation mit der Sekundarschule J. G. Herder in Calbe, der Christlichen Sekundarschule Gnadenau und dem Friedrich-Schiller-Gymnasium Calbe. Es entstehen, u.a. in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Calbe, virtuelle Stadtrundgänge zu jüdischem Leben in Calbe und Barby. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“.
Juni 2020
Der Gemeindekirchenrat berät über den weiteren Umgang mit der judenfeindlichen Schmähplastik. Auch innerhalb der Stadtgesellschaft wird über diese Frage kontrovers diskutiert. Während manche für den Verbleib der Figur votieren, um sie vor Ort angemessen zu kommentieren und zu kontextualisieren, argumentieren andere, die Darstellung solle aufgrund ihrer Obszönität lieber von der Kirche abgenommen werden.
Nach monatelangem Tauziehen wird ein Kompromissformel gefunden, die die Montage der mittlerweile sanierten Figur und eine temporäre Verhüllung vorsieht. Der Kirchgemeinderat erklärt dazu in einer Pressemitteilung: „Die Chimäre NP2 wird wie ursprünglich vorgesehen installiert und verhüllt. Dies als Zeichen unserer Scham und als Mahnung zur weiteren Klärung bis zum Abschluss des Prozesses.“
Januar 2020
Der Gemeindekirchenrat stellt einen Antrag auf Umlagerung der Schmähplastik, um die Wiederanbrinung zu verhindern. Die Sanierung und Wiederanbringung ist Teil der gültigen denkmalschutzrechtlichen Genehmigung für den laufenden Bauabschnitt. Der Antrag der Kirchgemeinde wird nach Abwägung durch die Behörden abgelehnt.
November 2019
Im Rahmen der Sanierung der Kirche wurden alle 14 Figuren von der Fassade abgenommen und restauriert. Der Gemeindekirchenrat beschließt in seiner Sitzung vom 07.11.2019, die Schmähplastik zukünftig nicht wieder an der Kirche anzubringen, „weil er sich von antisemitischen Symbolen jeglicher Art distanziert“.
2016
Im Zuge der Sanierungsarbeiten der St. Stephani-Kirche geraten die 14 unechten Wasserspeier an der Nord- und Südfassade der Kirche erstmals in den öffentlichen Blick. Auf obszöne Weise zeigt eine der Figuren einen Juden, der sein Gesicht dem Hinterteil einer Sau zuwendet. Sogenannte „Judensau“-Darstellung gibt es seit dem Mittelalter. Vereinzelt finden Sie sich heute noch an deutschen Kirchen und anderen Bauten. Sie sind Zeugnisse jahrhundertelanger christlicher Judenfeindschaft.